Ausstellungsprojekte
::: Bernd M. Nestler :: Spiegelmanifest des Glaubens
   

22. Februar bis 15. April 2012
Klosterkirche St. Stephan, Stephansplatz 6, Augsburg
Öffnungszeiten täglich 9:00 bis 19.00 Uhr, Zugang über die Klosterpforte
Sonntag, 1. April 2012 20:30 Uhr Andacht mit anschließender
Bildbetrachtung und musikalischer Begleitung

 

Im Turiner Grabtuch, Symbol für den erhöhten Herrn, klingt der Schrei der Passion nach. Es beglaubigt in stillem Anruf jedem Betrachter die Bereitschaft Jesus Christus teilt menschliches Geschick bis in den Tod. Das Begräbnis beglaubigt es in stillen Anruf.

Das Turiner Grabtuch führt uns vor jene Wand, vor der alles menschliche Denken und Wissen schmerzhaft aufprallt. Es führt uns auf jenen Weg, auf dem sich alle unsere Möglichkeiten ins Leere verlaufen.

Nur im paradoxen „Ausbruch nach innen“, dem in die Erde gelegten Weizenkorn gleich (Joh 12), erwächst geschenkhaft jenes neue Leben, das uns ins Licht hebt.

Im Blick auf das Grabtuch weitet sich der Blick. Bernhard Nestler hat das Bild des Begrabenen auf einen Spiegel aufgebracht und nimmt die Betrachtenden hinein in die Dynamik, von der Paulus schreibt: „Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1 Kor 15,22)

Geheimnis des Glaubens, das sich an uns und unter uns vollzieht!

 

 

Credo

Ich befinde mich mitten im Prozess einer Ablösung, die an mir geschieht, ohne dass ich es will. Ich gleite und gleite immer weiter fort, irgendwohin ins Leere, wo niemand mehr ist, auch kein Echo, wenn ich versuche zu rufen. Kaum noch sind die Gestade sicher, von denen ich kam; und die Worte, die Namen, die ich einmal hatte, um das Heilige zu benennen, haben sich in Nebel aufgelöst.
Die Worte in der Kirche sind meine Worte nicht mehr... Schon der erste Satz des Vaterunsers, des Credos, lähmt meine Zunge. Ich sollte Vater nennen, dieses schauerliche Geheimnis hinter dem Lauf der Welt? ... Er hat sich jeglichem Begriff, jeglichem Wort, jeglicher Anrede entzogen. Alleräußerstenfalls kann ich sagen: Ich hoffe, dass er ist – nichts weiter. Ich hoffe, dass er ist, dass er da sein wird in der Stunde meines Todes und mich bei sich sein lassen wird im Nie und Nirgendwo, in dem er wohnt. Gleichzeitig zittere ich davor , dass es anders sein, dass mir nichts bleiben könnte als Sarg und Grab und Verwesung.

Vilma Sturm, Barfuß auf Asphalt. Ein unordentlicher Lebenslauf, Köln, 1981

 

 

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